Schloss Spangenberg, Virtuelle Schlossführung 4 Torwächterhaus

Schloss Spangenberg, Virtuelle Schlossführung 4 Torwächterhaus

Anders als heute, wo Schloss Spangenberg als touristische Sehenswürdigkeit seine Tore für Besucher weit öffnet, war die Burg im Mittelalter natürlich eine Art Hochsicherheitstrakt. Allerdings nicht als Gefängnis: Es wurde mehr darauf geachtet, dass nicht jeder Beliebige Zutritt zu den Gemächern und damit auch zu den Reichtümern der verschiedenen Burgherren hatte. Eine sehr wichtige Person war daher der Torwächter: Er hatte die Verantwortung dafür, dass nur diejenigen, die eingeladen oder dazu ermächtigt waren, einen Fuß hinter die dicken Mauern der Burganlage setzten. Natürlich war das Schlosstor nicht stets verschlossen – es zu öffnen und zu schließen war eine aufwändige und zuweilen Kräfte zehrende Tätigkeit. Aber bei Gefahr gehörte es ebenfalls zu den Aufgaben des Torwächters, die Tore zu verriegeln.

Will man das Berufsbild dieses Menschen mit einem aus der heutigen Zeit vergleichen, könnte man dies am ehesten mit dem des Portiers in Hotels oder Ämtern vergleichen: Auch er hat ein Auge auf die Besucher, erfragt ihre Anliegen oder weist ihnen den Weg. Im Französischen heißt der Torwächter übrigens Concierge, wobei der Inhaber dieses Amts im Mittelalter sogar noch weitere Befugnisse hatte: Er war in gerichtlichen Dingen sogar der Stellvertreter des Königs! Auch im heutigen Frankreich gibt es noch Concierges, die jedoch eher die Aufgabe von Hausmeistern ausüben. Oft wurde dieses Amt in Paris auch von Frauen ausgeübt, die wie die Spangenberger Torwächter mit einer hinter der Haustür gelegenen Hausmeisterloge einen eigenen Arbeitsraum hatten.

Schloss Spangenberg war seinerzeit übrigens eine fortschrittliche Burg: Der zuständige Vasall der Burgherren hatte eine eigene Behausung – das Torwächterhaus. In anderen Anlagen war hierfür oft nur eine Nische vorgesehen, in der der Wächter darauf zu warten hatte, Passanten zu kontrollieren oder die Tore zu schließen.