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Schloss Spangenberg, Virtuelle Schlossführung 13 Ofen

Schloss Spangenberg, Virtuelle Schlossführung 13 Ofen

Dreht man heute bequem die Heizung auf und gehört eine solche Anlage zum Standard jeder Wohnung und jedes modernen Hausbaus, war ein Ofen im Mittelalter durchaus ein luxuriöser Einrichtungsgegenstand, heizte er doch nicht nur das kalte Gemäuer, sondern diente in der Küche auch zum Zubereiten von Speisen. Außerdem war er gemeinschaftsstiftend: Um ihn herum versammelten sich die Schlossbewohner, erzählten Geschichten und genossen die behagliche Wärme.

In Schloss Spangenberg gab es einen gusseisernen Ofen – seinerzeit das Material der Wahl, das man auch kunstvoll gestalten konnte. Auch bei der Feuerung vor Ort war dies der Fall, was man heute im Museum in Marburg sehen kann, wo der Ofen ausgestellt ist: Die linke Seitenplatte ist im oberen Bereich in zwei Rundbilder aufgeteilt. Das linke zeigt die Erschaffung Evas im Garten Eden: Eine als König dargestellte Figur (Gott) hält in der linken Hand eine Rippe Adams, aus der der biblischen Legende nach die erste Frau erschaffen wurde; im Hintergrund sieht man bereits den Baum der Erkenntnis mit Schlange und Apfel. Das Bild daneben bildet die Geburt Christi ab: Maria und Josef betrachten mit drei Engeln, Ochse und Esel das Jesuskind in der Krippe. Beide Darstellungen wurden nach Modellen von Philipp Soldan (1500~1569) gegossen. Unterhalb der rechten Darstellung ist ein Ornament mit zwei Figuren und Maske, gestaltet nach einem Modell von Jost Luppolt (16. Jahrhundert), zu sehen. Gegenüber davon findet sich wiederum ein von Engelsfiguren gehaltenes Rundbild mit einem Portrait eines bärtigen Mannes mit Kopfbedeckung; eine umlaufende Unterschrift informiert in Versalien (Großbuchstaben, wobei die Schreibweise der damaligen Zeit entstammt und das U teilweise als V gestaltet ist: „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Die Bildunterschrift zitiert einen Bibelvers aus dem Lukas- bzw. Matthäusevangelium und deutet auf eine ursprünglich abweichende Darstellung in diesem Feld hin: die Kreuzigung und Grabtragung Jesu. Die gesamte Platte ist seitlich von kannelierten Pilastern (Mauerverbund mit eingearbeiteten Teilpfeilern, deren Säulen nach griechischem Vorbild mit senkrechten Rillen versehen sind) auf hohen Sockeln eingerahmt, am linken Rand befindet sich eine ebenfalls kunstvoll gestaltete Mauerleiste. Oberhalb der bebilderten Platten finden sich Darstellungen von übereinander angebrachten Rundbögen, in denen teilweise Figuren (u. a. Justitia) zu sehen sind. Den Ofen, der dadurch die Form eines Hauses erhält, bedeckt eine als Dach mit Schieferschindeln anmutende Platte mit Simsen zu allen Seiten.